Turbulenter Reisetag und ein traumhaftes Bed and Breakfast
Leider geht der Tag nach den bizarren Orgues nicht so gut weiter wie er begonnen hat. Die Straße ist wieder sehr kurvenreich und mir ist teilweise ein wenig übel. Die Ortschaften wirken eher traurig, aber unser Schwerpunkt liegt ohnehin auf Naturerlebnissen. Die Landschaft ist durchaus sehenswert. Oft verläuft die Straße durch steil aufragende Felswände, dann fühlen wir uns wieder fast wie zu Hause, wenn wir liebliche Hügel mit sattem Grün passieren. Dass die Flüsse kaum Wasser führen, ist nach dem extrem trockenen Sommer nicht verwunderlich.
Die Mittagspause verbringen wir auf einem gut besuchten Rastplatz an einem kleinen Fluss, an dem sich allerlei Unrat angesammelt hat, u. a. zahlreiche Papiertaschentücher. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die beiden Toilettenhäuschen am anderen Ende des Rastplatzes sind „en panne“, also außer Betrieb.
Grotte de Bédailhac
Dass sich die Sonne immer öfter hinter den rasch zunehmenden Wolken versteckt, macht uns zunächst nicht viel aus, weil wir ohnehin die Grotte de Bédailhac mit ihren prähistorischen Wandmalereien besichtigen wollen. Die ist leider geschlossen. Einem Plakat am Kassenhäuschen können wir entnehmen, dass die Höhle am Tag zuvor zum letzten Mal offen war, also am letzten Ferientag in Frankreich. Eigentlich wollten wir am Morgen noch die Öffnungszeiten im Internet nachschauen, aber leider haben wir das vergessen. Dass man in Höhlen mit prähistorischen Malereien grundsätzlich nicht fotografieren darf, ist ein schwacher Trost. Wir hätten uns den Umweg über eine weitere extrem enge und kurvenreiche Straße sparen können.
Wo ist unser Hotel?
Auf der weiteren Fahrt erinnert die Landschaft wieder stark an unsere niederbayerische Heimat, aber genau genommen sind wir noch nicht in den „richtigen“ Pyrenäen. Die Unterkunft, die Manfred im Internet gebucht hat, ist mal wieder nicht in unserem Navi, also checke ich die Adresse am Laptop, bei dem prompt der Akku leer ist. Kein Problem, dann stecken wir das Teil eben am Zigarettenanzünder an und schon kann ich meine Mails checken, unter denen natürlich auch die Bestätigung des „La Magie de Rêves“(„Zauber der Träume“) befindet. Nachdem neben dem Akku meines Laptops langsam auch der Tank unseres Autos leer ist, fahren wir die nächste Tankstelle an, bei der natürlich prompt das E10-Benzin aus ist. Dann fällt auch noch der Strom beim Navi aus und wir müssen mit dem Smartphone navigieren, das ständig aus der Halterung fällt. Schließlich lege ich es auf den Sitz und hoffe, dass ich nirgends rankomme und irgendwas verstelle.
La Magie de Rêves
Als wir laut Routenplaner unser Ziel erreicht haben, stehen wir am Ortsrand von Montréjeau und es ist weit und breit nichts zu sehen, was nur annähernd wie ein Hotel aussieht. Die Fahrerin eines Paketdienstes, die wir fragen, kann auch nicht weiterhelfen. Dafür werden wir von dem nachfolgenden Fahrer an gehupt, weil wir die – Sie werden es sicher ahnen – ziemlich enge Straße blockieren.
Ich checke noch einmal die Adresse in der E-Mail: Wir sind am Ziel. Das kann doch nicht sein! Schließlich entdeckt Manfred eine unauffällige Zufahrt zu einem einige Meter von der Straße entfernten Haus und dort verkündet tatsächlich ein freundliches Schild „Magie de Rêves“. Manfred hat kein Hotel gebucht, sondern ein Bed and Breakfast. Das war zwar keine Absicht, aber trotzdem eine sehr gute Wahl, denn dieses einzigartige Haus ist echt ein Traum. Leider können wir die großzügigen Terrassen nicht wirklich nutzen, weil am Abend ein Gewitter aufzieht und die Temperaturen stark abfallen und sich den kalten Wind ziemlich ungemütlich anfühlen. So genießen wir eben das schöne Ambiente und den Zauber dieses Bed and Breakfast, das den Namen „Magie de Rêves“ wirklich verdient.